Mini-Spiele zum Dribbling, Passspiel und zur Ballkontrolle – Schulung von Spielintelligenz und technisch-taktischem Verhalten
DFB-A-Trainer, Diplom-Sportlehrer und Leiter der 1. Jugend-Fußballschule Köln, Klaus Pabst, beschäftigte sich am 25. Juli 2016 auf der BDFL-Fortbildung der Verbandsgruppe Nordrhein an der Deutschen Sporthochschule Köln, die in das Sportspielsymposium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft unter dem Motto „Just Play it – Innovative international approaches for sports Games“ (Leitung Univ.-Prof. Dr. D. Memmert) integriert war, gemeinsam mit ca. sechszehn D-Junioren und 2 Assistenten in seiner 90minütigen Praxiseinheit mit „Minispielen zum Dribbling, Passspiel und zur Ballkontrolle – Schulung von Spielintelligenz und technisch-taktischem Verhalten“.
In seinen Vorbemerkungen zur Themenstellung stellte er folgende Elemente in den Vordergrund:
- „Fußball ist wie Klavierspielen.“
- Mini-Spiele, vor allem 2 gegen 2, aber auch Über-/Unterzahlspiele mit technischem Schwerpunkt wären für die Entwicklung der Themenstellung von großer Wirksamkeit.
- Grundsatz im Fußball: „Treffe Entscheidungen!“ Trainer sollten diesbezüglich mit ihren Spielern/innen Prinzipien zur Durchsetzung dieser Entscheidungen erarbeiten.
- Er hob kritisch hervor, dass in den Nachwuchsleistungszentren zu viele „angelernte“ Spieler/innen anzutreffen wären.
- Überdies hätten die Europameisterschaften 2016 im Herrenfußball gezeigt, dass die Teams zumeist kompakt in der Defensive agierten und den Teams in der Offensive die Inspiration, Kreativität, Überraschungsmomente und der Spielwitz fehlten.
Klaus Pabst leitete hieraus ab, dass er diesem Trend im leistungsorientierten Nachwuchsfußball mit der Schulung der Spielintelligenz begegnen würde. Aufgabenorientierte Minispiele könnten helfen, die Bestandteile von Spielintelligenz, hierzu zählte er die Spielübersicht und das Spielverhalten, zu verbessern.
Zur Wahl der Methodik(en) gab er folgende Hinweise:
- Spielfeldgröße dem Alter und dem Leistungsniveau anpassen.
- Spieldauer festlegen.
- Mini-Tore einsetzen.
- Abseitsregel einsetzen oder aufheben.
- Den 2en Ball bei der Spielfortsetzung beachten.
- Den Torerfolg ins Zentrum des Geschehens stellen.
Dementsprechend führte er Ausschnitte mit Übungs- und Spielformen aus diversen Trainingseinheiten vor, die daher keine eigenständige Trainingseinheit darstellen würde.
Ich wählte 6 Formen seiner Praxiseinheit aus, die ich nachfolgend grafisch illustriert und grob beschreibe:
1. Form: Aufwärmen mit Ball: Passen – Ballan- und mitnahme – Dribbling und Nachlaufen
Ablauf und Zielstellung: Während jeweils 2 wartende Spieler sich gegenüberstehender Gruppen (Rot und Hellblau) mit einem Ballkontakt den Ball permanent zupassten, agierten die anderen Spieler wie abgebildet: Ballan- und mitnahme und Dribbling und gerader Flach-Pass und Nachlaufen. Wichtig war es, die Zeitpunkte der Wechsel der Aufgabenstellungen untereinander zu koordinieren und zeitgleich auf eine präzise technische Durchführung zu achten: Wem passe ich zu? Wohin laufe bzw. dribble ich, und wann bin ich nach dem Einkontakt-Passen dran?
2. Form: Vom 1 gegen 1-Tempodribbling zum gegnerüberwindenden Dribbling 1 gegen 2
Ablauf und Zielstellung: Wie abgebildet, wurde jeweils ein Ball mit Tempo und aus einem 1 gegen 1 in Ringe gedribbelt und abgelegt. Der Sieger dieses Duells, hier Rot, durfte sofort mit seinem Ball auf die zwei Mini-Tore spielen, daran versuchten ihn zwei Spieler der anderen Farbe zu hindern: 1 gegen 2. Variation: Kam Blau in Ballbesitz bzw. verfehlte der Spieler in Rot das Tor, spielte der Trainer einen 2en Ball ins Spiel, so dass Blau ebenfalls die Möglichkeit erhielt, ein Tor zu erzielen. Die Übungs- und Spielform erforderte eine hohe Aufmerksamkeitsleistung und schulte das Dribbling.
3. Form: Dribbling – Vom 1 gegen 1 zum 2 gegen 2
Ablauf und Ziele: Wie abgebildet führten zwei Spieler ein 1 gegen 1 auf die Mini-Tore durch. Ging der Ball in ein Tor bzw. in Feldaus, stießen zwei Spieler in Blau, unter rechts, mit und ohne Ball nach und versuchten, ein Tor zu erzielen. Die beiden Spieler in Rot, vormals noch im 1 gegen 1 aktiv, versuchten das zu verhindern und ihrerseits ein Tor zu erzielen. Die Zielstellung lag hier in der Umsetzung des Dribblings und des Anbietens und Freilaufens, vorrangig in Richtung Tor, mit Torabschluss.
4. Form: Vom vertikalen Passspiel zum 1 gegen 2 und 1 plus 1 gegen 2
Ablauf und Ziele: Wie abgebildet, dribbelte der Spieler in Rot mit Tempo an und passte den Ball vertikal zum gegenüberstehenden Spieler. Dieser hielt den Ball an. Der Passspieler wendete sich schnell in Richtung Spielfeldmitte und versuchte, die 2 Spieler in Blau, der eine mit und der andere ohne Ball, am Torerfolg zu hintern. Fiel ein Tor bzw. ging der Ball aus, kam der zweite Spieler in Rot mit Ball mit ins Spiel: 2 gegen 2.
Die Zielstellungen lagen hier in dem Flach-Passspiel aus dem Tempodribbling und dem Zusammen-Pass- und Dribbelspiel der beiden Spieler in Blau begründet: Dribbeln und /oder Passen, Anbieten und Freilaufen (Kommen und Gehen).
5. Form: Über die Ballkontrolle und dem 1 gegen 1 zum 2 gegen 1 und 2 gegen 2
Ablauf und Ziele: Wie abgebildet, stand hierbei die Ballkontrolle im Vordergrund der Übungs- und Spielform. Während 2 Spieler von Rot nach Dribbel- und Passspiel und der Ballan- und mitnahme zunächst in ein 1 gegen 1 gingen, führten zwei Spieler von Blau zeitgleich eine Pass- und Ballan- und mitnahmeform durch. Beendeten die Spieler in Rot ihr 1 gegen 1, führte ein Spieler von Blau mit Ball ein 2 gegen 1 fort. Wurde auch diese Form beendet, kam ein Spieler von Rot zum 2 gegen 2 und einem 2en Ball hinzu.
6. Form: Ballkontrolle nach Testlauf
Ablauf und Zielstellung: Wie ebenfalls abgebildet, griff ein Spieler in Rot nach einer Ballan- und mitnahme auf ein Tor an (3), der Passspieler attestierte ihm (3b). Ein Spieler in Blau verteidigte sein Tor (4), nachdem er einem Mitspieler von Blau einen Ball zugepasst hatte (2) und dieser daraufhin diesen im hohen Lauftempo an- und mitnahm und um eine Stange hinter dem Mini-Tor dribbelte. War das 2 gegen 1 im Spielfeld beendet, dribbelt der zweite Spieler von Blau mit seinem Ball ins Spielfeld (5) und versuchte im 2 gegen 2 ein Tor für Blau zu erzielen. Bei dieser Übungs- und Spielform ging es erneut um die Ballkontrolle und die getimten Zeitpunkte des Angreifens und Verteidigens in Über-, Unter- und Gleichzahl.
Bei allen Übungs- und Spielformen stand das Coaching des Trainers im Mittelpunkt. Klaus Pabst praktizierte hier unterschiedliche methodische Vorgehensweise:
- Die Spiel- und Übungsformen laufen lassen: Spieler sollen ausprobieren und eigene Ideen zur Lösung der Aufgabenstellung entwickeln.
- Das Einfrieren der Situation: Verdeutlichen des Angriffsprinzips Tiefe vor Breite, Erläutern und Durchspielen von Möglichkeiten in Zeitlupe.
- Memorieren von praktischen Entscheidungen durch die Spieler.
- Klare und eindeutige Aufgabenstellungen formulieren, Nachfragen bei Unklarheiten in der praktischen Umsetzung.
- Haltepunkte von den Spielern zusammenfassen lassen etc.
Beitrag von Hans-Dieter te Poel